Limitierende Faktoren ++ Material ++ Sicherheit ++ River Running
Einleitung
Der SUP Wildwasser Sport erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Standen die River Boards der Hersteller in den letzten Jahren in der Regel bis zum Herbst wie Sauerbier in den Regalen, haben Händler und Schulen heute bereits im Februar das Nachsehen, wenn sie keine vernünftige Vororder geschrieben haben.
Auch im Schulbereich ist die Nachfrage nach Wildwasserkursen in den letzten 2 Jahren enorm gestiegen.
Wer das Wildwasser SUPen gerne in Eigenregie erlernen möchte, der muss sich derzeit allerdings noch durch einen Wust aus alten und neueren Videos auf Youtube und allerlei Artikeln im Netz wühlen.
Eine standardisierte Lehrmeinung sucht man noch vergeblich.
Dieser Grundkurs soll dir ein Roter Faden sein, welcher die wichtigsten Aspekte wie Sicherheit, moderne Wildwasser Paddeltechnik und die Eigenschaften von Fließgewässern beleuchtet.
Das Ziel ist es, dass du durch diese Informationen sicher bis zum zweiten Schwierigkeitsgrad im Wildwasser unterwegs bist.
Limitierende Faktoren
Am Anfang der ersten Lektion sprechen wir über die Faktoren, die uns eine Grenze setzen, hinsichtlich der für uns paddelbaren Bäche oder Abschnitte.
Diese Grundlegenden Überlegungen solltest Du anstellen, bevor Du aufs Wasser gehst.
Die Paddelumgebung
- WW Schwierigkeitsgrad
In erster Linie sind wir durch den Schwierigkeitsgrad des Wildwassers in Bezug auf Material und unsere Fähigkeiten limitiert. (siehe Lektion III)
- Wetter
Verbunden mit dem Outdoorsport ist eine zureichende Kenntnis über die vorherrschende Wettersituation. Aufziehende Regenfronten etwa können den Wasserstand im Fluß schnell ändern. Unterschiedliche Temperaturen bedingen eine angepasste Kleidung auf dem Wasser. Und bei Gewitter ist eine Befahrung lebensgefährlich.
- Wasser
Der Wasserstand und die Durchflussmenge spielen eine große Rolle im Wildwassersport. Während ein höherer Wasserstand Verletzungen beim hineinfallen eher verhindert, erhöht sich jedoch z.B. die Kraft, mit der man in Gefahrenstellen wie Prallwände, Siphons und Hindernisse gebracht wird. Die Gefahr wächst mit zunehmendem Wasserstand überproportional. Häufige Gründe für eine Wasserstandsänderung:
- Schneeschmelze, Tag-Nacht Unterschied
- Regenfälle
- Kraftwerks Ablass
Weiterhin zu beachten sind auch die Begleiterscheinungen. Treibgut, herabhängende Äste, umgestürzte Bäume etc.
- Verkehr
Damit ist der Nutzerdruck auf dem Wasser gemeint. Der Wildwassersport freut sich großer Beliebtheit. Gleichzeitig teilen sich Kanufahrer, Kajaker, Rafter und SUPer den Fluß.
Persönliche Vorbereitung
Das richtige Einschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit fällt vielen Sportlern oft schwer. Wer Verletzungen und Unfällen vorbeugen möchte sollte sich über folgende Faktoren im klaren sein:
- persönliche technische Fähigkeiten für den jeweiligen WW Grad
- Schwimmfähigkeiten
- Fitness, Kondition und Warm up
- Sicheres Handling des Materials (Board, Paddel, PSA)
- Sicherheits- und Rettungsaspekte
Die Tourplanung
Beachte folgende Gedanken:
- Ist das Gewässer für mein Board und meine Fähigkeiten geeignet?
- Wo gibt es gute Ein- und Aussetzstellen, die ich mit dem von mir gewählten Verkehrsmittel erreichen kann?
- Wie komme ich dahin?
- Wo gibt es ggfs. Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten?
- Gibt es Hindernisse oder Gefahrenstellen?
- Ist eine besondere Ausrüstung (z.B. Bootswagen) erforderlich?
- Ist das Befahren des jeweiligen Gewässerabschnittes zum gewählten Zeitpunkt erlaubt?
- Lässt der aktuelle Wasserstand eine Befahrung zu?
Das richtige Material
Das Wildwasser Board
Die Anforderungen an das Paddelboard sind in jeder SUP Sparte anders. Im Wildwasser eignen sich grundsätzlich Boards, die etwas kürzer, breiter und mit einem leichten Rocker geschnitten werden.
Sie müssen gut durch Wellen brechen können. Für eine gute Manövrierfähigkeit muss es eine berechenbare Kantenstabilität aufweisen und das Finnensetup sollte für verschiedene WW Gegebenheiten anpassbar sein.
Wichtig ist auch, dass man sich rutschfest vom Tail bis zur Nose bewegen kann.
Das Paddel
Im Wildwasser wirken große Kräfte auf das Paddel ein. Es muss dementsprechend stabil, mit nicht zu großem Flex sein. Mit einem etwas breiteren Blatt lassen sich Steuerschläge präziser ausführen. Es sollte keinen Winkel zwischen Paddel Schaft und Blatt haben, bzw. einen nur geringen.
Die Rettungsweste
Das elementarste Sicherheits Utensil im Wildwassersport. Ein absolutes Muss. Die Weste muss perfekt passen und genügend Auftrieb haben. Sie sollte genug Stauraum für Rettungsutensilien haben und mit einer Quick Release Einrichtung ausgestattet sein. Die Vernähung der Schultergurte verläuft im Optimalfall gekreuzt über die gesamte Weste.
Der Wildwasser Helm
Für den Helm gilt das Gleiche, wie für die Rettungsweste. Er muss den besonderen Gegebenheiten des Wildwassersports gewachsen sein. Insbesondere der seitliche, vordere und hintere Aufprallschutz und Schutz gegen Verrutschen in den Nacken sind wichtige Merkmale.
Bei einem Wildwasserhelm handelt es sich zudem um einen Multi Impact Helm.
Während z.B. Fahrrad- oder Kletterhelme auf einen einmaligen Stoß ausgelegt sind, sind Wildwasserhelme gegen mehrmalige Stöße entwickelt.
Schwimmt man im Bach trifft man oft auf Hindernisse in kurzer Abfolge, die zu Einschlägen führen können.
Damit der Helm gut funktionieren kann, ist auch ein perfekter Sitz unabdingbar.
Knie und Ellenbogenschoner
Unsere Empfehlung geht klar in die Richtung, in jedem Fall Knieschoner und bei verblocktem Gelände auch Ellenbogenschoner und Handschuhe zu tragen.
Leash
Wenn überhaupt eine Leash verwendet wird ist darauf zu achten, dass sie mit dem Paddler nur über ein Quick Release System verbunden ist.
Das üben des Auslösevorgangs ist lebenswichtig.
Zur Verwendung kommt nur eine coiled Leash. Auf keinen Fall eine Surf Leash. Zudem sollten an der Anbringung am Board evtl. Modifikationen vorgenommen werden, die ein Lösen vom Board unter hohem Zug vereinfacht.
Was ziehe ich an
Ab einer Wassertemperatur von weniger als 15 Grad C ist ein leichter aber langer Wetsuite zu empfehlen.
Ab einer Wassertemperatur unter 10 Grad empfehlen wir einen dicken Neoprenanzug, besser einen Trockenanzug mit Gummimanschetten.
Flachwasser Neoprenanzüge sind für das Wildwasser nicht geeignet. Sie sind in der Regel am Hals nicht dicht genug und können unter Wasserdruck vollaufen.
Unter dem Neoprenanzug empfiehlt sich z.B. Merinowoll Wäsche.
Letztendlich muss das aber auch jeder nach seiner Empfindlichkeit entscheiden.
In schwierigem Gelände ist in jedem Fall die sichere Variante zu wählen, da die Gefahr der Unterkühlung und des hypothermischen Schocks sehr groß ist.
Neoprensocken von 2-3mm Dicke.
Wildwasserschuhe mit guter, flacher Sohle und Drainage. Sie sollten einen guten Schutz bieten, aber auch die Beweglichkeit nicht zu sehr einschränken.
Ihr habt alte klassische Vans? Die funktionieren auch gut.
Rettungs Ausrüstung
Das gehört zur Grundausstattung:
- 2 HMS Karabiner
- jeweils eine kurze und eine lange Bandschlinge
- eine Prusikschlinge ca. 60cm
- Wurfsack mind. 15m, besser 18m mit schwimmfähigem Seil
- Rescue Messer
- mindestens 1 Seilrolle
- erste Hilfe Material
- Trillerpfeife (Empfehlung Fox40)
persönliche Ausrüstung
Wasser, Nahrung, Sonnenschutz, Insektenspray, Sonnenbrille, Brillenband, Schutzbrille
River Running
Grundlegendes
Unter Beachtung der uns limitierenden Faktoren und unserer materiellen sowie körperlichen und geistigen Fitness können uns nun damit beschäftigen, wie wir einen Flussabschnitt be-paddeln.
Hierfür müssen wir in der Lage sein, den Fluß richtig lesen und einschätzen zu können. Es gibt gute Flussbeschreibungen im Internet und es schadet auch nicht, sich an die Locals zu wenden.
Der Idealfall ist natürlich, einen Flussabschnitt schon zu kennen. Dabei können auch Scoutings von Land sehr hilfreich sein.
Ein ungeschriebenes Gesetz ist es, dass wir immer mindestens zu zweit, besser noch zu dritt paddeln gehen.
In der Gruppe sollte der erfahrenste Paddler, oder der, der den Abschnitt am besten kennt vorneweg paddeln.
In Stromschnellen fährt der erfahrenste Paddler die Stelle als Erster. Danach der nächstbeste bis zur Mitte der Stromschnelle um bei Schwierigkeiten schnell eingreifen zu können.
Nun können die Anderen folgen. Ist diese Vorgehensweise nicht möglich, stellt man am besten einen Sicherungsmann an kritischen Stellen an Land auf.
vorausschauendes Paddeln
vermeide einen Tunnelblick wenn du durch längere Hindernisse paddelst. Versuche immer mit einem aktiven Rundumblick die beste und un-gefährlichste Linie zu wählen. Bist du unsicher, besichtige die Gefahrenstellen vorher vom Ufer aus. Und überlege dir einen Plan B.
Setze dein Board an Stellen ein, an denen Du gefahrlos in den Stromzug ein paddeln kannst. Suche gleiche Stellen für den Ausstieg.
Handzeichen beim Paddeln
Um sich im Wildwasser schnell verständigen zu können, verwenden Paddler bestimmte Handzeichen und Pfeifsignale. Da nationale und regionale Unterschiede bestehen sollten diese bei jeder Fahrt besprochen und angewendet werden:
ALLES IN ORDNUNG!
Man deutet ein „O“ an – als Zeichen für OK. Zum Beispiel als Vorausfahrender zum Nachpaddler. Du kannst sicher die Stelle fahren. Oder als Signal vom Sichtungsposten: Der nächste Paddler kann starten. Oder als Schwimmer, der sich ans Ufer gerettet hat: Mir geht es gut. Bitte beachten: Das bekannte Signal „Daumen hoch“ erkennt man ab einer gewissen Entfernung nicht mehr. Das „O“ sieht man auf größere Entfernung!
STOP – UNBEFAHRBAR – GEFAHR
Man kreuzt die Hände als Signal für das „X“ zum Beispiel als Vorausfahrender zum Nachpaddler: Achtung, unbefahrbar, Gefahr! Oder als Warnung für nachfolgende Paddler, die sich unbewusst einer gefährlichen Stelle nähern: Baum im Fluss, Unfall mit Rettungsaktion oder Ähnliches.
Hier gilt: sofort raus aus dem Fluss!
LINKS FAHREN / RECHTS FAHREN
Man zeigt den ausgestreckten Arm nach links (wie im Video) oder nach rechts. Fast immer als Vorausfahrender zum Nachpaddler: Bitte linke Route wählen. Oder wenn eine schwere Stelle am Fluss von einem Paddler besichtigt wurde und dieser die Route den folgenden Paddlern erklärt, die noch im auf dem Board stehen. Auch hier gilt: einen einzelnen Finger sieht man ab einer bestimmten Entfernung nicht mehr.
SAMMELN IM KEHRWASSER LINKS/RECHTS
Man kreiselt den erhobenen Arm als Zeichen für das Sammeln. Danach streckt man den Arm nach links (wie im Video) oder nach rechts, um die Richtung anzuzeigen. Zum Beispiel wenn man eine Gruppe leitet und dieser dann im Kehrwasser die kommende Stelle im Fluss erklären möchte.
Weitere Handzeichen für die Wildwasserrettung werden in Lektion V des Grundkurses behandelt.
Ende der Lektion I
Wenn Du Fragen hast, nutze bitte die Kommentarfunktion.
Hallo, was ist den der Unterschied zwischen einer Coil und einer Surf Leash?
Lg Eva
Hallo Eva. Die Coiled Leash ist für den See oder Downwind paddeln geeignet, weil sie sich aus- und zusammenzieht. Die Surf Leash ist eine einfache Leine, die bestenfalls die gleiche Länge hat wie dein Board. Da sie sich nicht zusammenzieht schnellt dein Board beim Sturz in die Welle nicht gleich zu dir zurück.
Beispiel Coiled Leash
Beispiel Surf Leash