Februar 10, 2021

Der Siren Snapper 10.2 HCT im Test: Ist noch Raubfisch im Blut?

Als Klaus „Cosmo“ Frieser und Marc Hallhuber vor einigen Jahren den Ur-Snapper ins Leben riefen, war sicher der Red Snapper Vater des Gedankens, ein schnappiges Wildwasser Board zu bauen.

Heute, einige Jahre später sind wir, auf der Suche nach einem schultauglichen Board, dem Ur-Enkel des ersten Snapper von Siren begegnet.

Als SUP Wildwasser Schule suchen wir immer Boards, die für Anfänger gut geeignet sind und dem fortgeschrittenen Paddler auch noch Spiel „Raum“ lassen.

Die Hersteller Beschreibung des Snapper hörte sich genau nach unserem Geschmack an.

Also haben wir uns einen noch zappelnden Snapper frisch vom ersten Fang aus Übersee kommen lassen.

Hier sind die harten Fakten und unser (ganz subjektiver) Eindruck von den ersten Bachkilometern.



Technische Details

  • Länge 10.2 ft (311cm)
  • Wide Point 34inch (86cm)
  • Rail 6 oder 4.75inch ( 15 oder 12cm)
  • breites Squash Tail
  • durchgezogenes Deckpad
  • 4 feste Side fins + 1 Finbox (US) für Mittelfinne
  • 5 Halteschlaufen
  • Gewicht: 12,1kg (4.75er Rail)
  • Preis UVP 6inch 749€, 4.75inch 739€

SHAPE

Die Outline des Snapper mutet einem klassischen Allrounder an.

Mit der runden, eher spitzen Nase und dem Wide Point in der Mitte des Boards lässt sich ein Fehler verzeihender Charakter erahnen.

Dieser wird durch das auffallend breite Squash Tail noch unterstützt.

Rocker Line

Der Snapper wartet mit einem Nose- und Tail Rocker auf. Der Mittelbereich des Boards bleibt flach.

An der Nose beträgt der Rocker ca. 25cm Aufbiegung. Am Tail ca. 10cm.

Wie bei allen Boards mit Rocker dürften auch diese Werte eine mehr oder weniger große Fertigungstoleranz aufweisen.

Da wir nur ein Board hier haben, können wir das leider nicht validieren.

Finnen Setup

Ganze 4 Side Bites (fest) und eine Mittelfinne schmücken das Unterschiff.

Während man die Mittelfinne mit geteilter US Finbox variabel hält, sind die 4 verklebten Side Fins obligatorisch.

Sidewalls

Man sieht es hier vllt. ein wenig schlecht, aber sie beginnen kurz hinter der Mittelschlaufe und enden ca.7cm vor dem Kickpad.

Rails

Den Snapper gibt es entweder mit 6 inch oder 4,75 inch hohen Rails. Diese sind verstärkt durch eine Lage HCT (Hybrid Carbon Technology) Material.

Squash Tail

Das wirklich breite Squash Tail bietet viel Stabilität, verlangt aber auch vollen Körpereinsatz beim Manövrieren.

Insgesamt gesehen wirkt der Snapper für seinen Mittelklasse Preis ordentlich verarbeitet.

Das farbliche Design ist auffällig und sorgt somit für eine gute Sichtbarkeit auf dem Bach.



Auf dem Bach

Wie bestellt kam mit dem Snapper auch das Wasser in die Loisach.

Ist ja Anfang Februar nicht so üblich. Für uns aber die Gelegenheit, dem Fisch bei einem guten Wasserstand in der Loisach auf die Schwimmblase zu fühlen.

Der erste Eindruck beim Sprung aufs Brett war äußerst stabil. Die Vermutung, dass das breite Heck das geringere Volumen bei der 4.75er Rail wieder wett macht, bestätigte sich voll und ganz.

Die ersten Meter auf der WW II Strecke durch Garmisch hindurch festigten den Eindruck eines äußerst stabilen Fahrverhaltens.

Auch hielt das Board gut Kurs (Die Mittelfinne blieb im Auto).

In den ersten größeren Kehrwassern ließ sich das Board problemlos auf die Kante stellen und gab gutmütig dem zurückfließenden Wasser nach.

Auch in der Traverse fühlte es sich sehr stabil an. Kein Wunder bei 4 Side Fins.

Eine kleine Wehrstufe war kein Problem. Das Board schluckte die Verschneidungen nach der Stufe ohne zu mucken.

Aber dann… Umso verspielter ich wurde, desto mehr zeigte sich die Kehrseite der Medaille.

Die 4 fest verbauten Finnen bieten durch ihre Fläche so viel Widerstand, dass die Einfahrt in kleine Kehrwasser mühsam wird.

Man benötigt viel Kraftaufwand, um mit hoher Paddelstütze das Board in ein kleines Kehrwasser zu drehen.

Durch das sehr breite Squash Tail ist im parallelen oder leicht versetzten Stand der enge Turn im flachen Kehrwasser echt mühsam zu vollziehen.

Besonders träge fand ich dieses Verhalten beim Slalom paddeln durch eng hintereinander liegende Steine.

Die Sidewalls, die ich eigentlich sehr schätze, sind für mein Gefühl etwas zu breit, zu flach und zu kurz geraten. So boten sie mir kaum den gewohnten Referenzpunkt wenns mal etwas heikler wird.

Das Stabilität verleihende Heck und die Anordnung der 4 Side Fins verhindern einen schnellen Geschwindigkeitsaufbau. Die Spritzigkeit vor Hindernissen vermisste ich daher schon etwas.

Um es mit den Worten meiner Frau Katja (53kg) abzuschließen:

Boaa… Schon ein ganz schöner Dampfer.

Katja Safronova


Fazit:

Mit dem Ur-Snapper hat der 2021er Snapper nicht mehr viel gemein.

Es ist kein reinrassiger Raubfisch mehr.

Der heutige Snapper schaut über seinen ursprünglichen Playground hinaus und möchte auch einmal einen Abstecher in ruhigere Gefilde machen.

Für viele SUP Paddler macht das sicherlich Sinn. Man muss ja nicht 5 verschiedene Boards in der Garage oder im Wohnzimmer stehen haben. (Oder doch?)

Wer also ein ausgewogenes gutmütiges Allround Board sucht, mit dem eine entspannte Runde auf dem See genauso funktioniert, wie eine Spritztour auf leichtem Wildwasser. Der ist mit dem Snapper wirklich gut bedient.

Und genau als diesen Allrounder haben es Hersteller und Shaper wohl auch gedacht. Das ist völlig legitim. Fehlt es für reinrassige Wildwasserboards dann doch noch am großen Kundeninteresse.

Um richtig Spaß auf dem Bach zu haben geht dem Snapper aber ein wenig das reine Raubfisch Blut ab.

In unserer SUP Wildwasserschule ist das Board 2021 aber trotzdem auf jeden Fall dabei.

Der Grund ist simpel:

Wir denken, dass die Eigenschaften einem Anfänger im Sprudelwasser sehr gelegen kommen.

Vor- vs. Nachteile

  • für den Preis gute Verarbeitung
  • sehr stabiles Fahrverhalten
  • guter Geradeauslauf
  • gutes Preis- / Leistungsverhältnis
  • gute Allroundeigenschaften (See, Fließwasser, leichtes Wildwasser)
  • mit 12,1 kg für heutige Verhältnisse recht hohes Gewicht
  • durch breites Tail etwas träge beim Manövrieren
  • Sidewalls gut gemeint, aber nicht richtig bemessen und an der falschen Stelle
  • unflexibles Finnensetup mit 4 festen Site Fins

Tipp:

Bis 80 kg die 4.75er Rail. Wer mehr auf die Waage bringt sollte zum Snapper mit der 6er Rail greifen.

Du möchtest den Siren Snapper 10,2 HCT ausgiebig testen? Dazu hast Du Gelegenheit beim Wild South SUP // Saison Opening am 08.05. und 09.05. 2021 in Häselgehr am Lech.


Hast Du schon einen Snapper? Wie sind deine Erfahrungen mit dem Fisch?

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2 Comments

  • Hallo
    Habe beide gestestet, den Ur snapper und den neuen,
    außer dass der alte mit nur zwei fixen Finnen etwas wendiger ist bzw. weniger Geradeauslauf hat finde ich den neuen als Raubfisch.
    Der alte war nämlich flach vorne ohne Rocker blockierte er sich selbst in den Wellen.
    Der neue gleitet schön darüber

    • Hallo Felix,
      danke für dein Feedback mit dem neuen Snapper.
      Klar, wie schon im Beitrag geschrieben, ist jeder Eindruck natürlich subjektiv.
      Außer dem spielen natürlich individueller Fahrstil, Vergleichsboards, Gewässereigenschaften etc. auch eine Rolle.
      Dass eine positive Veränderung der Fahreigenschaften mit dem neuen Rocker einhergeht, davon gehe ich aus.
      Im Vergleich zu anderen Wildwasserboards ist es aber dennoch etwas zu träge für unseren Geschmack.
      Man muss dabei natürlich beachten, dass Siren das Board auch für einen breiteren Einsatzzweck als ausschließlich Wildwasser konzipiert hat.
      Deinen Kommentar zum Verhalten in Wellen können wir nur bestätigen. Deshalb denken wir, dass sich das Board im Wuchtwasser wohl ganz gut präsentieren wird.
      Sobald wir wieder die Möglichkeit haben in der Imster Schlucht zu paddeln, werden wir darüber noch einmal berichten.
      Check the River
      Marco

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