Februar 16, 2021

Go with the Flow: Der Lech von Steeg bis Weißenbach.

Wenn man mich fragt, wie ich den Lech zwischen Steeg und Weißenbach charakterisieren würde, antworte ich:

40km pures Wildwasser SUP cruisen.

Das Lechtal

Wer die Einsamkeit sucht, bei dem wird das Tiroler Alpental wohl nicht unter den Top 3 auf der Liste zu finden sein.

Obwohl es touristisch eher wenig erschlossen ist, tummeln sich im Winter etliche Skitouristen im Tal.

Im Sommer dagegen ist das nahe Hahntennjoch ein beliebter Gebirgspass bei Motorradfahrern und per Pedes Bikern.

Und unsere Paddelfraktion fehlt natürlich auch nicht.

Die dünne touristische Erschließung hat zur Folge, dass man sich bei dem einzigen Campingplatz im Tal rechtzeitig vor Anreise einen Platz sichern muss.

Auf der anderen Seite beschert uns dieser Umstand einen weitreichend ungetrübten Naturgenuss.

Das nordalpine Talklima mit seiner nach NordWest ausgerichteten Staulage bringt das ganze Jahr über jede Menge Niederschläge ins Tal.

Ein Umstand, der dafür sorgt, dass der Lech oft das ganze Jahr hindurch für uns paddelbar ist.

Der Lech

Der Name steht in Analogie zum kymrischen Wort llech ‚Steinplatte‘ und zum bretonischen lec’h ‚Grabstein‘. In diesem Zusammenhang wird die Wortbedeutung von Lech als ‚der Steinige‘ erklärt.

Wikipedia

Das sollte man ruhig für bare Münze nehmen und bei Niedrigwasser ins Kalkül ziehen. Der ein oder andere ruppige Steinkontakt ist dann oft nicht zu vermeiden.

Steigt der Wasserstand, beschert uns dieser ein regelrechtes Wellenparadies.

Zumindest in den oberen beiden Abschnitten.

Der Lech entwässert die Lechtaler- und einen Teil der bayrischen Alpen. seine mittlere Abflussmenge ist mit der des Neckar zu vergleichen.

In den für uns Wildwasser Paddler interessanten Abschnitten zwischen Steeg und Weißenbach, darf der Bach noch weitestgehend frei fließen.

Das führt dazu, dass wir im unteren Abschnitt durch eine ausgedehnte Schotterebene paddeln dürfen, wie es sie nur noch ganz selten in Europa gibt.

Wenn ihr euch fragt, warum der Fluss auf Bildern oft in den schönsten Blau- und Jadetönen leuchtet, dann gibt es hier die Erklärung.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde vom Wissenschaftler John Tyndall bewiesen, dass die Farbe eines Flusses nicht am Wasser (reines H2O), sondern an den Mineralien liegt, die der Fluss mit sich bringt. Wenn der Anteil an Feinstsedimenten gering ist wie etwa in Schnee oder Gletschereis, wird das Sonnenlicht so gefiltert und gebrochen, dass der Fluss bläulich erscheint. Bei höheren Anteilen gelöster und suspendierter Mineralstoffen, die wie beim Lech aus Kalkgesteinen herrühren, geht die Färbung mehr ins Grünliche.

Wikipedia

Das Besondere für uns am Lech ist, dass wir auf über 40km am Stück feinstes WW II-III vorfinden.

Während bei Niedrigwasser die technischen Schwierigkeiten im Bereich flache Schwälle und kleinere Verblockungen liegen, sind bei höheren Wasserständen die hohe Fließgeschwindigkeit und hohe Wellen als Kriterium ausschlaggebend.

Die gesamte Strecke zwischen Steeg und Weißenbach kann man natürlich auch an einem Stück paddeln. Aber das ist fast zu schade.

Aus diesem Grund sind hier im folgenden 4 sinnvolle Paddel Abschnitte beschrieben.

Es gibt aber durchaus noch weitere Streckenteilungsmöglichkeiten. Die sinnvollen Ein- und Ausstiegstellen findet ihr in der Paddelkarte.

Abschnitt Steeg – Bach

Gelände: am Anfang noch etwas verbaut, ansonsten frei fließender Bach mit Kiesbänken und etlichen Schwallstrecken

Streckenlänge: 10 km (Streckenverlauf)

Schwierigkeit: Wildwasser I – II (II+)

Mindestpegel: 260 cm am Pegel Steeg (Pegel hier checken)

Während oberhalb von Steeg die Schluchtstrecken des oberen Lech mit Schwierigkeiten von IV – VI aufwarten, weitet sich ab unserer Einstiegsstelle das Tal und die Schwierigkeiten nehmen ab.

Um zur Einstiegstelle zu gelangen muss man kurz vor dem Ortsende in Steeg auf die rechte Bachseite wechseln. Dann fährt man noch einmal ca. 500 Meter flussaufwärts. Der Einstieg ist kaum zu übersehen.

Oberhalb dieser Stelle ist das Einsetzen nicht mehr gestattet. (Fisch Schutzzone)

Schon 150 Meter nach der Einstiegstelle ist volle Konzentration gefragt:

In einer leichten Rechtskurve verengt sich der Bach zu einem ersten kleinen Schwall, der bei Niedrigwasser und unsauberer Linie häufig mit Steinkontakt aufwartet.

SIEHE PADDELKARTE

Danach halten sich die Schwierigkeiten erst einmal in Grenzen.

Nach 3 km erwarten uns in einer S – Kurve ein paar größere Steine. Bei Niedrigwasser gilt es hier lediglich eine saubere Linie zu fahren.

Bei hohem Wasserstand ist das eine der Stellen, mit hohen Wellen und tiefen Löchern.

SIEHE PADDELKARTE

Von der Bundesstraße ist die Stelle gut zu erreichen, wenn man es sich vorher anschauen möchte.

Die nächste markante Stelle finden wir dann 4,5 km weiter flussabwärts.

Hinter einer Straßenbrücke befindet sich eine Sohlstufe, die in der Regel links ganz gut zu paddeln ist. Bei höheren Wasserständen ist es auch ganz rechts machbar.

SIEHE PADDELKARTE

Wer sich die Stelle vorher anschauen möchte kann links an der Kiesbank anlanden.

Bei der Anfahrt zur Einstiegsstelle kann man aber auch einen Stop an der Tankstelle, die sich direkt hinter der Brücke befindet, einlegen.

Von der Brücke aus kann man die Stelle gut begutachten.

Ab hier sind es dann noch 2,5 km bis zum Ausstieg des ersten Abschnitts.

Auf der linken Seite finden wir eine Kiesbank. Wenn dort im Wasser eine Kiste Bier zum kühlen steht, ist das ein gutes Zeichen, dass ihr richtig seid.

Die kühlen Blonden warten dann auf die Rafter, die mit Nature Adventure in Steeg zur Rafting Tour starten.

Der Ausstieg am alten Fußballplatz in Bach ist auch gleichzeitig der Einstieg für den zweiten Abschnitt.

Abschnitt Bach – Häselgehr

Gelände: frei fließender Bach mit Kiesbänken und etlichen Schwallstrecken

Streckenlänge: 11 km (Streckenverlauf)

Schwierigkeit: Wildwasser I – II (III)

Mindestpegel: 245 cm am Pegel Steeg (Pegel hier checken)

Der Abschnitt zwischen Bach und Häselgehr ist der leichteste der 4 Abschnitte.

800 Meter nach dem Einstieg, kurz hinter der Straßenbrücke von Bach, gabelt sich der Lech.

Hier nimmt man besser den rechten Arm (gerade bei Niedrigwasser).

Aber Achtung! Zwischen den beiden Buhnen warten heftige Verschneidungen.

Die haben schon einige Stehpaddler unvermittelt baden gehen lassen.

Die nächsten knapp 3 Kilometer verlaufen ohne weitere Schwierigkeiten.

Dann kündigt sich mit einer Prallwand nach links der technisch schwierigste Teil des Abschnitts an.

Nach der Prallwand kommt ein kleiner Schwall in einer Rechtskurve.

Danach sollten technisch nicht so sichere Paddler auf jeden Fall vor der Brücke links anlanden.

Hinter der Brücke lauert eine fette Walze, die gerade bei Niedrigwasser schon so manches Board verschluckt hat. (Siehe Titelbild des Abschnitts)

SIEHE PADDELKARTE

Also wer sich nicht sicher ist, einfach links um tragen.

Ansonsten erst rechts unter der Brücke durch und dann sofort nach Links, um sich an der Walze vorbei zu hangeln.

Geschafft? Dann geht´s jetzt recht entspannt bis Häselgehr weiter.

Kurz vor dem Campingplatz Rudi gehts in einer Rechtskurve unter der Straßenbrücke von Häselgehr hindurch.

Hier befand sich früher die Schlüsselstelle auf diesem Abschnitt. Heute ist die Stelle harmlos.

Nach 300 Metern erreicht man dann am linken Flussufer den Camping Rudi.

Wer den Camping Rudi nicht als Base Camp auserkoren hat (selber schuld), der muss schon etwas weiter flussaufwärts aussteigen.

Kurz hinter der Straßenbrücke von Häselgehr gibt es linksseitig noch eine gute Möglichkeit.

Aber Achtung. Hier darf man nur Be- und Entladen. Parkverbotsschilder.

Abschnitt Häselgehr – Stanzach

Gelände: sportlichster der 4 Abschnitte, flotte Strömung, längere Schwälle, Wellen und Prallwände

Streckenlänge: 10,5 km (Streckenverlauf)

Schwierigkeit: Wildwasser II (III-)

Mindestpegel: 245 cm am Pegel Steeg (Pegel hier checken)

Ab dem Camping Platz Rudi wird es sportlich auf dem Lech.

Die folgenden 10km sind ein abwechslungsreicher Wildwasser II Parcour mit Prallwänden, kleinen Walzen, Kehrwassern zum Üben und einem fulminanten Walzen Abschluss.

Gleich zu Beginn teilt sich der Bach in zwei Arme, die in der Regel rechts und auch links gut paddelbar sind.

Vorsicht ist nach 1,5 km unterhalb des Einstiegs am Camping geboten:

Die Prallwand auf der rechten Flussseite ist mit alten Stahlträgern garniert.

Bei viel Wasserdruck hält man sich da besser fern.

Lieber links ins Kehrwasser und noch eine Extrarunde drehen.

SIEHE PADDELKARTE

Nach knapp 4 km auf der Strecke erreicht man die Klimmbrücke mit dem Naturpark Haus.

Das markante Holzhaus auf der Brücke ist die Heimat der „Ausstellung Abenteuer Wildfluss“ und gleichzeitig Sitz der Naturpark Verwaltung.

Im Bereich der Brücke befinden sich ein Parkplatz, Kinderspielplatz und Toiletten. Somit ist der Platz super als alternativer Zustieg oder Ausstieg geeignet.

Wassertechnisch laden hier auch große Kehrwasser zum Üben und Spielen ein.

Unmittelbar hinter der Brücke erwartet uns in einer Rechtskurve ein Steinfeld, welches bei hohem Wasserstand gut rechts zu paddeln ist.

Bei Niedrigwasser muss man sich konzentriert eine gute Linie im Hauptstrom suchen.

Gleich anschließend wartet noch linksseitig, in einer Rechtskurve, ein Stein mit Walze. Den passiert man besser rechts in der Innenkurve.

Im weiteren Verlauf wird es etwas ruhiger. Das ändert sich erst wieder kurz vor dem Ausstieg.

Hier finden wir noch ein Felsriegel, der den Bach verengt.

Das führt auf der rechten Flussseite bei hohem Wasserstand zu einem fetten Loch und bei Niedrigwasser zu einem sportlichen Wellenteppich.

Wer dieser Schlüsselstelle aus dem Weg gehen möchte, der kann auf der linken Seite des Riegels den chicken way nehmen. Ein Umtragen auf der linken Flussseite ist auch möglich.

ZUR PADDELKARTE

Nach dieser letzten Schwierigkeit befindet sich direkt nach dem Einfluss des Namloser Bach die Ausstiegstelle.

Am Ufer wartet eine kleine überdachte Vesperstation mit Bänken und Tisch, die auch gern von Radfahrern genutzt wird, dass ihr eure hoffentlich trockene Brotzeit auspackt.

Abschnitt Stanzach – Weißenbach

Gelände: frei fließender Bach mit weit verzweigten Kiesbänken und kleineren Prallwänden

Streckenlänge: 11 km (Streckenverlauf)

Schwierigkeit: Wildwasser I – II

Mindestpegel: 245 cm am Pegel Steeg (Pegel hier checken)

Im letzten Abschnitt auf dem Lech vor Reutte wird es eher beschaulich. Spätestens ab jetzt steht das Naturschauspiel im Vordergund.

Die Schwierigkeiten beschränken sich auf ein paar Verschneidungen und kleinere Prallwände.

Der Lech fließt nun völlig entfesselt in einem weitläufigen Kiesbett.

Verzweigungen können hier auch unvermittelt einmal im Trockenen enden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, der bleibt einfach im Hauptwasser des Bachs.

Auf jeden Fall sollte man hier so viel wie möglich Kehrwasser mitnehmen um den Blick auch einmal in Ruhe 360 Grad schweifen zu lassen.

Wer schon einmal in Kanada war, wird wohl Erinnerungen an diese entfernten Bilder aufsteigen sehen.

Die letzte sinnvolle Ausstiegmöglichkeit aus diesem Naturschauspiel befindet sich direkt rechtsseitig hinter der Straßenbrücke der Echenbichler Landstraße.


Paddelkarte

Hinweise zur Verwendung der Karte

Mit einem Klick auf das Symbol oben links, könnt ihr die Legende einblenden. Ein Klick auf das Vergrößerungssymbol oben rechts, öffnet die Karte in einem neuen Fenster in Groß.

Klickt ihr direkt auf ein Symbol in der Karte erhaltet ihr auch direkt die Informationen und Bilder dazu.

Die Karte zeigt den Flussverlauf der Paddelabschnitte mit allen wichtigen Informationen und Bildern zu besonderen Stellen. „River Shred Magazin“ hat keinerlei Rechte am Kartenmaterial. Es handelt es sich um einen externen Dienst von Google.


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